Leben ohne Zucker

Vorwort

Wenn ich im Weiteren von Zucker spreche, dann meine ich damit Kristallzucker, Saccharose. Die Fructose von Früchten meide ich aktuell nicht, so lange die Frucht selbst und somit alle für die Verstoffwechselung nötigen Ballaststoffe weiter enthalten sind.

Ausserdem möchte ich klarstellen, dass es sich hier rein um meine persönlichen Erfahrungen und Verhaltensweisen handelt und ich keinerlei Ernährungsratschläge geben kann oder darf!

Ausgangssituation

Die letzten Jahre waren in vielerlei Hinsicht anstrengend und ich habe die Ursache für stark empfundenen Stress, chronische Gereiztheit und zunehmende körperliche Gebrechen in meiner Umwelt, in meinem Job und in meiner gelegentlichen Faulheit gesucht. Immer öfter hatte ich Kopfweh, wurde insbesondere an den Füßen kälteempfindlicher, mir schliefen die Arme sehr schnell ein, wenn ich mich im Bus über Kopf festhalten musste und hatte plötzlich, von einem Tag auf den anderen zwei taube(re) Finger. Bei letzteren wusste weder eine Neurologin, eine Radiologin, noch ein sehr guter Physiotherapeut nach vielen Sitzungen Rat. Eine OP kam für mich jedoch nicht in Frage, lieber wollte ich mit dem unangenehmen Gefühl leben lernen.

Am schlimmsten war jedoch das ständige Gefühl, am Stress zu ersticken, sehenden Auges auf einen Burnout zuzurasen, oder gar schon längst im beginnenden Stadium vor mich hin zu siechen. Immer wieder plagten mich depressionsartige Schübe von Antriebslosigkeit und Frust die mich dazu verleiteten, tolle Chancen im Leben verstreichen zu lassen und lieber auf der Couch vor mich hin zu dösen. Über Jahre hinweg hatte ich ausserdem mein Schlafverhalten und insbesondere das Aufwachen am Morgen als “komatös” bezeichnet und immer wieder mit dem Aufwachen aus einer Narkose verglichen.

All dies führte ich naiver Weise nicht auf meine Ernährung zurück, obwohl ich mein Leben lang definitiv zuviel Schokolade und andere Zuckereien zu mir genommen hatte. Meine Zuckerexzesse umfassten phasenweise 3 Liter Spezi am Tag und bis zu 500g Schokolade und das ohne die sonstigen Mahlzeiten. Dennoch war ich mit unter 100kg noch sehr beweglich und aktiv, zumindest körperlich. Mit >90kg (etwa 2010) war es mir dann aber doch zu bunt ich habe versucht kürzer zu treten - Spezi nur noch im Restaurant oder bei anderen Anlässen zu trinken und meinen Schokoladen- und Süßwarenkonsum auf ein vernünftigeres und wirtschaftlicheres Maß zu reduzieren. Den Spezikonsum zu drosseln war einfach, die Schokoladensucht hingegen stellte sich als echte Herausforderung dar. 2014 begann ich dann mit dem Fahrrad die 18km in die Arbeit zu radeln und dadurch meinen Energiehaushalt etwas auszugleichen - mehr als eine Schokoladentafel am Tag blieb es trotzdem. Meine Probleme blieben, aber der sportliche Ausgleich verschleierte die Auswirkungen des Stresses. Konnte ich mal nicht mit dem Fahrrad fahren, schlug mir der Frust förmlich ins Gesicht.

Wie alles besser wurde

Ende 2015 bin ich dann über den Film “Voll verzuckert - That Sugar Film” von Damon Gameau gestolpert, der im Selbstversuch zeigte, welch krasse Auswirkungen der Zucker nicht nur auf die Blutwerte und das persönliche Befinden, sondern auch auf die Psyche und die Persönlichkeit hat. Dieser Film gab mir sehr zu denken, wegen der kulinarisch fordernden Weihnachtszeit und anderen Familienfesten im Januar, entschied ich mich jedoch erst Ende Januar, Anfang Februar 2016 wirklich auf Zucker zu verzichten, um meinerseits den Selbstversuch zu wagen. Alles war besser, als nichtstuend meinem eigenen Verfall beizuwohnen!

Die Kilos purzelten schneller als ich auf die Wage und wieder herabsteigen konnte (siehe Graphen unten), meine chronische Müdigkeit wich einem ausgeprägten Tatendrang und mein innerer Morgenmuffel wurde immer weniger muffelig. Es zeichneten sich plötzlich Muskeln ab, wo ich mein Lebtag nur dicke Fettpolster hatte und das Stressempfinden wurde immer geringer, meine Motivation in der Arbeit wieder deutlich größer und das obwohl ich teilweise mehr Überstunden machte, als zuvor!

Gewichtsverlauf 01.2016-01.2017 Fettanteilverlauf 01.2016-01.2017

In meiner Entscheidung bestärkt und hochmotiviert, baute ich mein tägliches “Fitnessprogramm” (das bis dahin hauptsächlich ein paar Liegestützen und Sit-Ups enthielt) etwas aus, so dass ich nun mit morgendlichen Klimmzügen mit ausgestreckten Beinen, Liegestützen, “Klappmesser” und ein paar seitlichen Liegestützen und meinem morgendlichen Badprogramm etwa eine Stunde beschäftigt bin - dafür aber top fit und mit guter Laune zum Büro aufbrechen kann.

Mein Frühstück besteht seit Monaten aus einer Avokado und zwei Kiwis (zuvor habe ich generell kein Frühstück zu mir genommen) und für zwischendurch nehme ich mir meistens ein paar geschnittene Paprika mit. Damit komme ich locker durch den Vormittag. Für den Nachmittag habe ich dann eine Tüte naturbelassene Nussmischung, oder eine Packung Cashewkerne dabei und so komme ich prima ohne Schokolade am Schreibtisch aus ;)

War’s schwer? Und wie hab ich’s geschafft?

Ohja! Von heute auf Morgen auf den “Glücklichmacher” verzichten zu müssen war eine riesen Herausforderung! Den Bedarf an Süße habe ich anfangs durch eine wilde Kombination aus zuckerfreier Schokolade (siehe Links), Süßigkeiten auf Dattelbasis (Links folgen, gibts im BIO-supermarkt), jede Menge Früchten und einem Heisshunger auf Cashewkernen befriedigt. Zusätzlich habe ich eine Eisdiele in München entdeckt, die zuckerfreies und veganes Eis auf Dattel- und Cashewkern-Basis herstellt (-> IceDate, Link findet sich unten).

Glücklicherweise hat sich damit die Schokosucht, bzw. generell der Wunsch nach süßem Geschmack ziemlich schnell auf ein gesundes/normales Maß reduzieren lassen! Ich esse zwar immer noch viel zu viele Blaubeeren, die nicht nur gesund, sondern außerdem auch sehr lecker sind… aber dieses allzeitliche Lechzen nach Süßigkeiten und anderer Süße ist gänzlich weg.

Wie man oben an den Graphen sehen kann, gab es auch eine kurze Phase, in der ich mich wieder etwas mehr zum Zucker hingezogen gefühlt habe. Das ist auf emotionalen Stress zurückzuführen, der mich auf der Suche nach Trost doch wieder zur ein oder anderen Tafel getrieben hat. Ich bin froh, diese Phase wieder hinter mir zu haben, da mir durch das Naschen die Stimmung nur noch mehr verdorben und meine Konstitution weiter in den Keller gedrückt wurde.

Welche “Nebeneffekte” hat der Zuckerverzicht?

  • Nicht nur lechze ich nicht mehr nach süßem Geschmack, mein Geschmackssinn hat sich allgemein ziemlich verändert. Nahrungsmittel, die ich vorher einfach nur als geschmacklose Substanz verspeist habe, zeigen nun verschiedenste Geschmacksnuancen, einfachste Gerichte führen zu Geschmacksexplosionen und kulinarischer Zufriedenheit, Avocados die außer mir kaum jemand pur ist, schmecken mir ohne Gewürze viel besser und “echter” - selbst Spinat, den ich mein Lebtag gemieden oder verschmäht habe, ist nun ein häufiger Bestandteil meines Essens.

  • Meine Haut hat sich beruhigt, ich habe kaum noch Unreinheiten oder Pickel, die Poren scheinen kleiner zu werden und der zuvor allgegenwärtige Fettfilm ist weg.

  • Ich habe nicht mehr ununterbrochen Durst und kann auch mal ein paar Stunden ohne Wasserflasche auskommen, die ich zuvor aus lauter Angst ich könnte sonst verdursten, immer am Mann getragen habe. Entsprechend muss ich auch nicht mehr alle 30min aufs Klo und kann einen Kinofilm geniessen, ohne mir die ganze Zeit etwas zu verkneifen.

  • Meine Zunge ist vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben rosarot und kaum belegt, während sie vorher weissgelblichen Belag hatte, der nicht verschwinden wollte.

  • Mein chronischer Schnupfen ist verschwunden und daher mein Taschentuchverbrauch von einer Monsterpackung pro Monat auf eine im Quartal zurückgegangen. Auch der Klopapierverbrauch ist gesunken (!).

Generelle Linktipps:

Für Schokoladenjunkies:

Zuckerfreies Eis

Zuckerfreie (und konservierungsmittelfreie) Tiefkühlpizzen:

Rezepte

Buchtipps

Film/Video-Tipps

Kokosöl